Seit einigen Wochen hat Frauli so seltsame Zärtlichkeitsanfälle. Menschen sind ja sowieso komische Wesen. Ständig wollen sie dich streicheln, am Sofa knuddeln oder mit dir schmusen. Mir als Hund würde es ja reichen, wenn Frauli mit mir ab und zu mal „Popöchen“ machen würde. Sie ruft dann einfach „Nutella, Popöchen“ und schon komme ich angelaufen, streck ihr mein Hinterteil entgegen, lass mich an meiner absoluten Lieblingsstelle kraulen, genau oberhalb des Ansatzes der Rute. DAS mag ich! Popöööööchen! Juuhuuuuuuu!
Aber seit einigen Woche will Frauli mehr und ist dabei extrem anlehnungsbedürftig. Kopftätscheln, Löfferlliegen, Schmusen und Umarmungen! Wäähhhh!! Kein Hund mag bitte Umarmungen! Wir Hunde umarmen uns nicht! Aber Frauli umarmt mich jetzt oft mehrmals am Tag, dann drückt sie mich auch noch an sich und flüstert ganz, ganz zärtlich in mein Fell: „Meine große Chefin“. Mahhhhhh, da geht mir dann natürlich schon mein Herz auf. Dass ich Frauli mal so glücklich mache, hätt ich nie gedacht!
Ich meine, eigentlich hätte ich ja gerne, dass Frauli weiterhin die Chefin ist und ich einfach nur das große Baby bleiben darf. Aber kürzlich war ich halt schon schwer gefragt, da hat Frauli als Chefin ehrlich gesagt versagt und ich musste notgedrungen das Ruder übernehmen.
Wir waren auf der Hundewiese. Frauli, Girly und ich. Alles war wunderbar. Wir waren voller guter Laune, ich tobte mit meiner Freundin Girly über die Wiese, wir fanden ein riesiges Schlammloch und wir buddelten voll Vergnügen bis Frauli schrie „Nutella, Girly, hiiiiiiiiiier!“
Genau in dem Moment kam da so ein großer Hund angelaufen, ein dunkler Irgendwasrassehund, ein total übelriechender Testosteronbulle, und wollte sich meine Freundin Girly schnappen. Und als die nicht gleich wollte, was der Bulle wollte, dachte der doch glatt, er könnte grob werden. Aber nicht, wenn ich dabei bin! Nicht wenn ich für meine Freundin Girly zuständig bin! Nicht, wenn ICH das Kommando über das Rudel habe! Nicht mit mir! Nicht mit Prinzessin Nutella!
Mehrere tiefe Kläffer, ein wenig Haareaufplustern und ganz gewaltig meine Zähne zeigen, das reichte schon. Weg war er, der stinkende Testosteronbulle. Danach hat er sich nicht einmal mehr auf 100 Meter an uns heran gewagt. Paahh.
Ja, und seitdem bin ich die Beschützerin von Girly. Wenn wer bös zu ihr ist, bin ich sofort zur Stelle. Aber auch wenn Girly böse zu einem anderen Hund ist, gehe ich dazwischen. Weil Frauli und ich sind Pazifistinnen. Wir mögen keinen Streit.
Tja, und deshalb muss ich jetzt auch schmusen. Ich glaube Frauli ist mir einfach sehr dankbar für die Rettung von Girly und auch dafür, dass ich ihr so viel Arbeit abnehme. Wir Hunde würden uns jetzt einmal über die Schnauze lecken und damit sagen: Gut gemacht. Aber die Menschen danken mit Schmusen und ekligen Umarmungen. Die können nicht anders.
Wegen dieser vielen Dankbarkeit kann ich meinem Frauli halt irgendwie auch nicht so gut sagen, dass mir ein kurzes Popöchen eigentlich eh genug wäre.
Weil eigentlich, sind wir ehrlich, ist Schmusen nix für Chefinnen…..